Kann "anschaffen" genauso fúr Prostitution betreiben wie auch für Drogen kaufen wie auch für Diebstähle ausüben stehen? Woran denkt ihr als erstes, wenn es sich um eine anrüchige aber nicht weiter präzisierte Betätigung handelt? Z.B. Seine Tochter geht schon seit langem zum Bahnhof anschaffen.
Am Bahnhof anschaffen gehen kann m.E. nur "Prostitution betreiben" bedeuten (nicht Drogen kaufen oder stehlen), wobei sich anschaffen (s. Zitat u.) von "Geldverdienen" ableitet; ich gehe (ohne Beweis) davon aus, dass es sich dabei genau genommen um "Geld heranschaffen" handelt. Übrigens würde ich schreiben "Sie geht schon seit langen
am Bahnhof anschaffen".
Note the coll. idiom:
intransitive "anschaffen"="arbeiten" (may be regionally). - Indeed it has several other meanings, depending on context.
Ich gehe schaffen. = (sometimes) Ich gehe anschaffen.=Ich gehe arbeiten.
May be anschaffen is here implicit "Geld anschaffen".
(Interessant ist, dass ich zwar in einer Region aufgewachsen bin, in denen "schaffen" für "arbeiten" bei Dialektsprechern geläufig ist, ich dies aber überhaupt nicht mit "anschaffen" in Verbindung bringe, sondern mit der herkömmlichen Bedeutung von "schaffen" im Sinne von "schöpfen". Die Verben "schaffen" und "anschaffen" stellen für mich bildlich unterschiedliche Bewegungen bzw. Handlungen dar; ersteres eine Produktionsbewegung in Dauerschleife (will sagen: Kreis), letzteres eine lineare Bewegung vom einen Ort zum anderen, immer X nach H(eim), nie H nach X), das Heranschaffen ist das Herantragen und anschließende Anhäufen von Gütern. So fasse ich die Begriffe seit jeher bildlich in meinem Hirn auf, bin daher einigermaßen überrascht, was den oben beschriebenen Zusammenhang von "schaffen" und "anschaffen" angeht - ist das gesichert? Konzeptuell gibt es für mich wenig Sinn.
Um noch etwas mehr Verwirrung zu stiften, sorry, nass585, gibt es noch eine weitere Bedeutung von "anschaffen", nämlich "jmd. etwas anschaffen", d.h. "einen Befehl erteilen, mit der Ausführung einer Aufgabe beauftragen". Hier gibt es dann auch einen klaren Bezug zu meiner Annahme "anschaffen" wäre kurz für "heranschaffen", denn es liegt eindeutig eine Bedeutungsüberschneidung mit "jmd. etwas antragen", einen "Vorschlag machen" vor; wie bindend dieser Vorschlag ist bzw. ob er abgelehnt werden kann, ist von Sit. zu Sit. unterschiedlich.
Drogen schafft man nicht an (die trägt man sich nicht nach Hause, um sie dort zu anzuhäufen, die verbraucht man ja sofort oder verkauft sie weiter). Drogen geht man "besorgen". "Besorgen" ist für mich absolut kein Synonym für "kaufen", sondern in erster Linie für holen. Natürlich kann es sich mit "kaufen" überschneiden und das tut es oft, aber der Bedeutungsschwerpunkt liegt entschieden nicht auf dem Zahlungsmittel. Im Gegensatz zum Anschaffen, ist das Bild hier auch nicht das Tragen von Gütern zum Heim, also der Rückweg (X nach H), um es dort zu anzuhäufen, sondern die unmittelbare "Inbesitznahme des Gutes", ähnlich wie das Bild zu "abholen": das Zusammentreffen des Abgeholten und des Abholenden am Abholungsort; in dem Moment, wo sie sich anschicken, den Ort zu verlassen, endet das Bild, weder Rückweg noch Ankunft am Zielort spielen eine Rolle, obwohl sie eigentlich zum Abholvorgang gehören. Bei Besorgungen handelt es sich in der Regel um schnelle Tauschgeschäfte, die Besorgung selbst wird sehr häufig in Zusammenhang mit den Adjektiven "schnell" oder "kurz" verwendet. Bei den erworbenen Gütern handelt es sich um Güter, die unmittelbar genutzt und/oder sogar verbraucht werden, wie z.B. Essen oder Drogen. Wenn man "Drogen kaufen" nicht direkt aussprechen will, kann man es z.b. so ausdrücken: "ich geh mir schnell was am Bahnhof besorgen". Beim Besorgen muss es sich aber nicht einmal um einen Kaufvorgang handeln. Man kann sich auch ein Buch aus der Stadtbibliothek "besorgen" (im Sinne von leihen) oder ein Auto (im Sinne von klauen), steht oben auch, glaube ich.
In dem Zusammenhang würde ich auch Frank78s Erklärung
"Anschaffen" is buying a more expensive item which you don't buy every month/year, e.g. a car.
nur eingeschränkt zustimmen: es geht beim Anschaffen nicht um den Preis des Gegenstandes, sondern darum, ob es sich um etwas (für einige Zeit) "bleibendes" handelt oder etwas, das man schnell verbraucht. Man kann sich auch ein Geschirrservice anschaffen, es bis ans Lebensende besitzen und dafür auf dem Flohmarkt ein paar Euro bezahlen. Wenn man sich ein neues Auto kauft, um es als bleibenden Gegenstand zu besitzen (nicht mal schnell ein Auto knackt, weil man es für den Moment braucht, um wegzukommen), würde man das im Einklang damit nicht mit "besorgen" ausdrücken, sondern mit "anschaffen". Bleibt zu erwähnen, dass "es jmd. besorgen" wiederum eine sexuelle Handlung mit einseitigem Lustgewinn ist, Ziel ist der Höhepunkt desjenigen, der es besorgt bekommt (zu vergleichen mit dem Moment der Inbesitznahme), bezahlt ist es nicht gezwungenermaßen.
So. Hoffe, das war jetzt nicht zu verworren.