mögen + Verb

Glockenblume

Senior Member
Deutsch (Hochdeutsch und "Frängisch")
Guten Tag allerseits!

Wenn Franzosen auf Deutsch über ihre Vorlieben sprechen, verwenden sie sehr häufig den Ausdruck mögen.
Das klingt dann so:
Ich mag tanzen.
Ich mag Computer spielen.


Da sage ich mir dann jedes Mal: Das ist nicht falsch, aber ich selbst würde es anders ausdrücken:
Ich tanze gern(e).
Ich spiele gern(e) Computer.


Manchmal jedoch habe ich einen Satz gehört, bei dem die Verbindung von mögen + Verb in meinen Ohren gut geklungen hat.
Eine Regel jedoch habe ich dafür bislang nicht gefunden.
Lediglich eine Teilregel habe ich entdeckt: Wenn mögen eine ähnliche Bedeutung hat wie Lust haben, dann passt es.
Beispiel: Magst du eine Tasse trinken?
Doch habe ich schon Fälle gefunden, bei denen mögen nicht eine augenblickliche Lust ausdrückt, sondern von einer allgemeinen Vorliebe spricht, und bei denen sich die Verbindung mit einem Verb trotzdem gut anhört. Und es gelingt mir nicht, diesbezüglich eine Regel abzuleiten.

Wer weiß eine Regel, wann mögen + Verb gut passt, um allgemeine Vorlieben auszudrücken? (gut = mindestens so gut wie die Alternative Verb + gern(e))

Glockenblume
 
  • "Kevin, magst du schon mal dein Zimmer aufräumen?" :eek:

    Ich glaube diese Wendung ist aus dem ErzieherInnen-Deutsch über uns
    gekommen. Ich finde das grausam.

    Ich gebe aber zu, dass man diese Verwendung von "mögen" in Bayern
    auch außerhalb dieses Kontextes zu hören bekommen kann.

    Hier im Westen der Republik würde man wohl eher fragen:"Möchtest
    du etwas trinken?"

    "Ich mag tanzen" würde wahrscheinlich nicht nur ein Franzose sagen,
    sondern auch ein Amerikaner/Engländer. "I like dancing". Vielleicht
    hat man das auch schon einmal in synchronisierten Filmen gehört,
    denn nicht jeder Synchron-Dialog-Schreiber ist begnadet.

    Insgesamt halte ich "mögen" in diesem Zusammenhang für unangebracht,
    oder zumindest für stilistisch bedenklich.
     
    :D

    ... aber um auf die Frage zurückzukommen:

    Mag + Verb kenne ich eigentlich nur aus etwas veraltet
    wirkenden Redewendungen, wie

    - Es mag sein.
    - Er mag erzählen, was er will, ich glaube ihm nicht.

    was heute meistens durch kann ersetzt wird.

    Jeder andere Gebrauch von mag + Verb klingt entweder
    affektiert oder schlecht übersetzt.
     
    Hier im Westen der Republik würde man wohl eher fragen:"Möchtest
    du etwas trinken?"
    Und das macht für dich so einen großen Unterschied, wenn mag im Konjunktiv II steht? Das ist eine doch nur eine Höflichkeitsform, die man benutzen kann oder auch nicht. Ich sehe weder idiomatisch noch semantisch einen wesentlichen Unterschied zwischen Magst du etwas trinken (Indikativ) und Möchtest du etwas trinken (Konjunktiv II).

    ...etwas veraltet
    wirkenden Redewendungen, wie

    - Es mag sein.
    - Er mag erzählen, was er will, ich glaube ihm nicht.
    Ja, die ursprüngliche Bedeutung von mögen = können, die Kraft/Fähigkeit/Möglichkeit haben zu tun ist heute in den Hintergrund getreten und nur noch in der Steigerungsform vermögen anzutreffen.
     
    Für mich sind das zwei verschiedene Arten von mögen:
    Einerseits
    Ich mag tanzen.
    Ich mag Computer spielen.
    und andererseits
    Magst du eine Tasse trinken?
    Ich neige bei Ich mag tanzen/Ich mag Computer spielen zur Schreibung Ich mag Tanzen/Ich mag Computerspielen (mögen + Akkusativobjekt). Was haltet ihr davon?


    PS
    Außer man will statt einer allgemeinen Aussage (Ich tanze gerne) eine konkrete treffen: Ich mag/möchte jetzt tanzen.
     
    Danke Euch allen für Eure anregenden Antworten.

    @Frieder: Ich finde es immer interessant zu erfahren, wie regional unterschiedlich die deutsche Sprache ist.

    Glockenblume
     
    Und das macht für dich so einen großen Unterschied, wenn mag im Konjunktiv II steht? Das ist eine doch nur eine Höflichkeitsform, die man benutzen kann oder auch nicht. Ich sehe weder idiomatisch noch semantisch einen wesentlichen Unterschied zwischen Magst du etwas trinken (Indikativ) und Möchtest du etwas trinken (Konjunktiv II).
    Möchtest du etwas trinken (Konjunktiv II) wäre eindeutig meine 1. Wahl.


    Bin gerade auf einen interessanten Artikel zum obigen Thema gestoßen:
    Möchten ist nicht mögen: ein siebtes Modalverb im Deutschen
    Anton NÄF
    Institut de langue et littérature allemandes, Université de Neuchâtel
    Kapitel 7.1
    [man kann] für die Unterbedeutungen der beiden Verben mögen und möchten die folgende – zweifellos noch verbesserbare – Tabelle erstellen:
    Screenshot 2023-09-28 at 15-57-51 Microsoft Word - 111-137_Naef_def - 111-137_Naef_def.pdf.png

    [....]
    Eine korpuslinguistische Feinanalyse (..... DWDS) könnte wohl den Nachweis liefern, dass die einzige noch verbleibende Überschneidung Nr. 3 ('Verlangen nach', 'Lust auf etwas haben') im Verschwinden begriffen ist, und zwar zugunsten von möchten.
     
    Last edited:
    Möchtest du etwas trinken (Konjunktiv II) wäre eindeutig meine 1. Wahl.
    Kein Widerspruch. Für die Bedeutung 3. aus Deinem Zitat ist möcht- sicher die vorherrschende Variante zu sein. Ich sehe aber nach wie vor keinen bedeutsamen Unterschied zwischen den beiden Varianten in dieser Bedeutung.
     
    Ich sehe aber nach wie vor keinen bedeutsamen Unterschied zwischen den beiden Varianten in dieser Bedeutung.
    Dazu im oben genannten Artikel:
    Gemäss Öhlschläger (1989: 180) wird mögen - allerdings nur noch sehr selten – wie möchten mit volitiver Bedeutung verwendet. Dieser Gebrauch sei aber auf negierte Sätze und auf Interrogativsätze beschränkt:
    Ich möchte/mag jetzt nicht darüber sprechen. Möchtest/magst du jetzt mit mir darüber sprechen?
    Allerdings scheint mir auch bei solchen konkurrierenden Verwendungsweisen keine volle Synonymie vorzuliegen. Zwar kann man beide mit
    Ich will jetzt nicht darüber sprechen paraphrasieren, doch scheint bei mögen die Bedeutungsnuance 'Lust haben' mit anzuklingen.
    Genau so sehe ich das auch. Und nur mit dieser Bedeutung würde ich "Ich mag jetzt kein Bier." verwenden.
     
    Ja, die ursprüngliche Bedeutung von mögen = können, die Kraft/Fähigkeit/Möglichkeit haben zu tun ist heute in den Hintergrund getreten und nur noch in der Steigerungsform vermögen anzutreffen.
    In den Deutschschweizer Dialekten jedoch ist "können" (nicht im Sinn von Geschicklichkeit oder Gelegenheit, sondern eher von Kraft) die Hauptbedeutung von "mögen". "Lust haben" ist nur als Nuance manchmal vorhanden.
    Typisches Beispiel: "I ma no meh." = "Ich kann noch mehr" (essen [typischerweise], laufen, tragen, arbeiten o.ä.)
     
    "Kevin, magst du schon mal dein Zimmer aufräumen?"

    Ich nenne das den euphemistischen Imperativ.
    Meine Kinder hatten das mal angeschleppt, es hat sich bei mir nicht durchgesetzt.
     
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