Für mich ist der Knackpunkt: man will "selben" betonen/hervorheben.
Deshalb sollte man statt "im selben" "in dem selben" verwenden. Das wird (heute) aus Gründen der Rechtschreibung zu "in demselben Verzeichnis".
Es gibt im Deutschen ja einige Präpositionen, die mit dem bestimmten Artikel verschmelzen können und dann Kofferwörter bilden, wie
im,
ins,
am,
ans,
vom,
zum,
zur, umgangsprachlich auch
aufs,
durchs, etc.. Bei den zuerst genannten (nicht umgangssprachlichen) Fällen ist die Verschmelzung mit dem Artikel sogar die standardsprachliche Regel.
Gehen Sie in das Umkleidezimmer!
statt
Gehen Sie ins Umkleidezimmer!
... würde man nur sagen, wenn
mehrere Umkleidezimmer zur Verfügung stehen, aber einige vielleicht schon besetzt oder außer Betrieb sind, also zur Betonung eines
ganz bestimmten Umkleidezimmers. Diese Hervorhebung erfolgt dann mit dem unverschmolzenen Artikel.
Eine solche Hervorhebung ist aber bei Verwendung des nachfolgenden Adjektivs
selbe/
r/
s nicht erforderlich, weil
(der-/
die-/
das-)selbe sowieso
einmalig ist, sonst wäre es ja lediglich ein
gleiches oder
gleichartiges (Was-auch-immer).
Bei diesen letztgenannten Adjektiven streiten wir uns übrigens auch nicht darüber, dass es sich tatsächlich um Adjektive handelt. Ich sehe also keinen Grund, warum das beim Adjektiv
selbe/
r/
s anders sein sollte, wenn man von der veralteten und jetzt nur noch umgangssprachlichen Bedeutung, die im Duden unter Variante b) genannt wird, einmal absieht: Das ist tatsächlich ein Pronomen, weil es als Stellvertreter eines Nomens und nicht als sein Begleiter fungiert.
Das Wörterbuch von wordreference.com, dessen ergänzendes Diskussionsforum wir hier sind, sieht das übrigens genauso und führt
selbe ebenso wie seine englische Entsprechung
same löblicherweise als Adjektiv.
Eine Frage bleibt bestehen:
Warum nicht Akkussativ? In dasselbe Verzeichnis/ins selbe Verzeichnis?
Sind beide gleichwertig?
Nein. Die Form mit "ins" zeigt, wohin es abgelegt wird, die Form mit "im" zeigt, wo es abgelegt wird.
Welche Form wird häufiger verwendet? Nach meinem Gefühl die "im"-Form.
Ja, Verzeichnisse sind virtuelle Räume.
Wenn man etwas in einem realen Raum ablegt, zum Beispiel ein Kleidungsstück, dann sagt man ja auch:
Ich lege mein Hemd im Umkleideraum auf einem Stuhl/auf einen Stuhl ab.
Bei den dort befindlichen Möbelstücken ist durchaus sowohl eine situative als auch eine direktive Angabe oder Ergänzung üblich. Die Räume, in denen sich diese Ablagemöglichkeiten als Möbelstücke befinden, werden hingegen meist als situative Angaben realisiert. Das ist auch ganz normal, denn üblicherweise betritt man einen Raum zuerst und legt dann dort ab:
Es wäre eher ungewöhnlich, wenn sich jemand
vor einer Umkleidekabine entkleiden, dann die Tür derselben (hier
Pronomen für
der Umkleidekabine) öffnen und danach seine Sachen hineinlegen würde.
Legen Sie Ihre Sachen in die Umkleidekabine ab!
statt
Legen Sie Ihre Sachen in der Umkleidekabine ab!
Ähnlich ist es mit Verzeichnissen in Dateisystemen. Üblicherweise öffnet man sie und
betritt sie, schaut ob es dort nicht vielleicht noch Unterverzeichnisse (gewissermaßen
Möbelstücke) gibt, in denen man seine Dateien noch besser ablegen kann.